Jedes Jahr zum Jahresende gönne ich mir den Spaß und treibe die Pyrofans in die Verzweiflung. Denn aus meiner Sicht ist es nicht notwendig, zum Jahresende das ohnehin knappe Geld zu nehmen, anzuzünden und in die Luft zu werfen. Aber abgesehen davon, dass es in meinen Augen einfach keinen Sinn macht, gibt es noch viele andere Gründe, warum privates Feuerwerk einfach nur Unsinn ist. Und nein, ihr könnt meine Meinung nicht ändern, also spart euch die Zeit und Energie. Und bevor ihr hier mit einem Argument kommt: Schaut lieber nach, ob ich es euch nicht gleich um die Ohren haue.
Es nervt einfach weil es übertrieben wird
Zu allererst hast meine Abneigung einen ganz natürlichen und persönlichen Grund: Es nervt. Es würde vielleicht nicht so sehr nerven, wenn es nicht schon um den 23. Dezember los gehen würde damit, dass irgendwelche Pfosten ihre Knallkörper vom letzten Jahr zünden. Und es würde vielleicht weniger nerven, wenn es keine Leute gäbe, die am 01. Januar um 17 Uhr Abends noch den Straßenverkehr lahmlegen um ein privates Feuerwerk abzubrennen. Ja, das ist tatsächlich schon mal passiert.
Und vielleicht würde es mich auch weniger nerven, wenn nicht irgendwelche Halbstarken mit ihren wahrscheinlich illegal erworbenen Gaspistolen rumballern würden. Aber sei es drum. Das ist meine ganz persönliche Meinung und auch wenn ich damit nicht alleine bin, es gibt noch mehr Gründe, privates Feuerwerk einfach zu verbieten und andere Wege zu finden um den Jahreswechsel zu feiern.
Die Mutter von Forrest Gump hat gesagt „Dumm ist der, der dummes tut.“
Und leider gibt es viele Menschen, die mit Feuerwerk dummes tun. Nicht ohne Grund ist beispielsweise die Steinerne Brücke in Regensburg zum Jahreswechsel gesperrt. Denn dort haben schon vor Jahren irgendwelche Idioten jedes Jahr Spaß daran gefunden, Raketen flach über die Brücke abzufeuern oder Böller auf die Fußwege im Uferbereich zu werfen wo sie Passanten gefährdeten.
Auch ich habe schon so manch dumme Dinge erlebt. Zum Beispiel, als auf dem ohnehin engen Augustinerplatz in Regensburg jemand meinte, Raketen abfeuern zu müssen. Es war naheliegend, dass mindestens eine den Weg aus der Häuserschlucht nicht fand und stattdessen in einem Fenster landete.
Aber auch die Berichterstattung über selbst- und fremdverschuldete Verletzungen durch Feuerwerkskörper ist jedes Jahr erschreckend. Und auch wenn es sich dabei glücklicherweise um eine relativ niedrige Prozentzahl an Fällen handelt, so sollte dies doch auch ein Grund sein, Feuerwerk nicht in die Hände von Normalbürgern zu geben.
Natürlich könnte man sagen, dass es sich dabei oftmals um alkoholisierte Menschen und einige wenige Idioten handelt. Aber warum sollte man nicht allen Bürger:innen eine Regel geben, wenn es eine nicht gerade kleine Anzahl an Kasperköpfen gibt, die zeigen, dass es diese Regel scheinbar braucht?
Denkt denn niemand an die Tiere?
Ja, in der Bibel steht, Gott hat die Menschen geschaffen damit sie die Erde beherrschen. Aber ganz ehrlich gesagt, war das wohl eher eine Schnapsidee. Gut für uns, aber für den Planeten und die Tiere eher eine Null-Nummer. Zuerst aber einmal zu den Tieren. Denn die haben ein ganz großes Problem: Sie haben keine Kalender. Und selbst wenn sie welche hätten, könnten sie diese ja schließlich nicht anwenden. Und daher ist es den Tieren überhaupt nicht klar, dass wieder einmal 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden vergangen sind und der Mensch daher den unerklärlichen Drang hat, irgendetwas in die Luft zu jagen.
Und deswegen ist das, was viele da in der Nacht vom 31.12. auf den 01.01. abziehen für Tiere einfach nur blanker Horror. Ständiges Knallen und Pfeiffen, fast ununterbrochene Lichteffekte und das alles über Stunden hinweg. So mancher Haustierhalter kann ein Lied davon singen, wie schön es ist, an Silvester mit dem Hund im Keller zu sitzen oder alles mögliche zu unternehmen, damit das Tier nicht ständig zittert oder versucht zu fliehen.
Die Böllerfraktion sagt dann immer: „Dann musst du dein Tier eben besser erziehen.“ oder auch „Das kann man trainieren.“ Und ja, vielleicht kann man in einigen Fällen durch Training und Erziehung etwas bewirken. Aber ganz ehrlich? Welcher mitfühlende Mensch will seinen vierbeinigen Freund gezielt unter Stress setzen, nur um ihn an einen einzigen Tag im Jahr und die ganzen Verrückten zu gewöhnen? Ich glaube niemand.
Auch die im Vorfeld gezündeten Böller sind ein Problem, besonders für die Wildtiere. Denn die fahren in der kalten Jahreszeit auf Sparflamme. Jede unnötige Flucht kostet Energie, die sie eigentlich nicht vorrätig haben. Denn der Körper soll möglichst wenig davon verbrauchen, da es ja auch weniger Nahrung gibt.
Und natürlich haben die Schlaumeier von der Pyro-Fraktion auch darauf eine „Antwort“. Das sei alles gar nicht so schlimm, denn schon wenige Stunden nach einem Feuerwerk kehren Tiere wieder zu ihrem normalen Verhalten zurück. Spätestens nach einigen Tagen würden die Tiere auch wieder zum Ort des Geschehens zurückkehren. Ich frage mich aber: Was würde der Pyro-Fan machen, wenn er mehrere Stunden oder Tage aus Angst nicht dorthin könnte, wo er sich sicher und wohl gefühlt hat? Die Antwort könnt ihr euch selber geben.
Während letztes Jahr der Versuch von Seiten der BVPK-Fans unternommen wurde, Feuerwerk mit dem Lärm auf Übungsplätzen zu vergleichen, haben sie sich dieses Jahr mehr auf Naturphänomene verlegt. Den Vergleich mit Gefechtslärm hätte ich persönlich sogar noch gelten lassen, auch wenn die daraus gezogenen Schlussfolgerungen allesamt falsch waren und ich auf Grund der früheren Tätigkeit meines Vaters für die Standortverwaltung / Geländebetreuung der Bundeswehr in Bayern da Informationen aus erster Hand bekommen habe. Aber der durchgehende Lärm und die quasi andauernden Blitze des Feuerwerks mit einem in Mitteleuropa durchschnittlichen Gewitter zu vergleichen, dazu muss man schon nur an Silvester aus seinem Hobbykeller kommen…
Okay. Tiere sind egal. Aber die Menschen?
Dass es sich bei den Leuten in einem Feuerwerk Forum nicht gerade um Tierfreund handelt, war mir auch bald klar. Aber dass sie auch noch keine Menschen mögen, hat mich dann doch etwas erschreckt. Oder zumindest die Unreflektiertheit, mit der einige dann argumentiert haben. Denn wahrscheinlich wurde es auf Grund des Ukraine-Kriegs schwierig, die Tätigkeiten der Bundeswehr als Verteidigungs-Argument zu nutzen. Schließlich und endlich könnte man die ja mal brauchen und dann kann man nicht verlangen, dass die Bundwehr nicht mehr schießt.
Aber auch Menschen leiden unter den Explosionsgeräuschen. Insbesondere solche, die aus Kriegsgebieten zu uns nach Deutschland gekommen sind. Man nennt das PTBS oder auch Posttraumatische Belastungsstörung und nicht nur Zivilisten aus Kriegsgebieten sind davon betroffen, sondern auch Soldaten der Bundeswehr, die beispielsweise in Afghanistan im Einsatz waren und im Gefecht standen. Das zeigt zum Beispiel dieser Screenshot.
Überhaupt ist das Lesen dieses Forums erschreckend und es ist schon fast an der Grenze der Legalität, was dort alles an Kommentaren stehen gelassen wird. Es zeigt aber, aus welchen Ecken die Mitglieder kommen. Denn neben Greta Thunberg sind auch Politiker beziehungsweise die Politik allgemein ein rotes Tuch für so manchen Diskussionsteilnehmer dort.
Und ich kann sie auch aus anderen Gründen nicht mehr ernst nehmen
Zugegeben, ich verstehe Menschen, die zu allen erlaubten Mitteln greifen, wenn sie ihre Überzeugung verteidigen oder sich ihr Hobby erhalten wollen. Aber was ich nicht verstehe ist, wenn man sich die Welt und Fakten so dreht wie man sie braucht und diese verdrehten Argumente dann auch noch glaubt. Oft werden irgendwelche Umfragen angeführt, die belegen sollen, dass ein Großteil der deutschen Bürger:innen gegen ein Verbot von privatem Feuerwerk ist.
Und auch Umfragen, die von einem Feuerwerk-Hersteller durchgeführt wurden, werden zwar immer wieder zitiert aber selbst auf Nachfrage bekommt man keine Einsicht in die offiziellen Daten. Ich habe es selber versucht und diese fadenscheinige Absage bekommen. Dabei hätten die doch in den letzten zwei Jahren mit Verkaufsverbot genug Zeit haben müssen….
„Wie gesagt, da im Bereicht auch Daten enthalten sind, die nur für uns interessant sind, aber Mitbewerber nicht lesen sollen, können wir den Bericht nicht 1:1 herausgeben.“
Antwort des Feuerwerk-Herstellers auf die Frage nach den detaillierten Daten der Umfrage
Zur Erinnerung: Es ging um eine Marktforschung zum Thema Akzeptanz von Feuerwerk in der Bevölkerung. Auch abgefragt wurde, ob die Befragten in der Vergangenheit Zeuge oder Opfer von Verletzungen durch Feuerwerk wurden. Selbst die demographischen Daten wurden meines Wissens nach nicht veröffentlicht.
Was wäre also die Lösung?
Immer wieder fordern die Feuerwerk-Fans, dass man ihnen ihr Hobby oder das „Brauchtum“ Feuerwerk nicht wegnehmen soll. (Nebenbei gesagt: Der Brauch, zum Jahreswechsel Raketen zu zünden ist nur knapp 100 Jahre alt.). Nicht ganz so verbohrte Pyromanen fordern eine Alternative. Auch wenn klar ist, dass sie keine akzeptieren wollen. Ich habe daher einen ernst gemeinten und einen nicht so ernst gemeinten Vorschlag. Der nicht ernst gemeinte zuerst:
Meldet euch freiwillig zur Bundeswehr
Nirgends sonst könnt ihr das ganze Jahr über ballern. Wenn ihr euch die richtige Truppengattung aussucht, sogar ziemlich oft und mit Lichteffekten wie Leuchtspurmunition oder Gefechtsfeldbeleuchtung. Und mit etwas „Glück“ geht es dann auch dorthin, wo es so richtig knallt.
Und ja, das ist nicht ernst gemeint und ich glaube auch nicht, dass man solche Knallköpfe bei der Armee haben will. Daher mein ernst gemeinter Vorschlag:
Macht euch selbständig als Feuerwerker
In dem von mir „infiltrierten“ Forum gibt es einen Bereich, der sich ausschließlich damit beschäftigt, wie man die Erlaubnis erlangen kann, die richtig großen Feuerwerkskörper zu zünden. Das geht nur mit einer entsprechenden Prüfung und rentiert sich mit Sicherheit nur für Personen, die mit Pyro-Effekten ihren Lebensunterhalt verdienen wollen.
Falls es jetzt tatsächlich in der Zukunft zu einem Verbot von privatem Feuerwerk kommen sollte, was ich persönlich hoffe, dann können sich ja alle, die jetzt kein Hobby mehr haben, beruflich Feuerwerk zünden.
Und nein, die Behauptung, dass ein Verbot von privatem Feuerwerk dazu führen würde, dass es in Deutschland noch schlimmer wird, weil sich jeder in Polen eindeckt und erst recht eskaliert, glaube ich nicht. Es würde ruhiger werden, denn der Großteil der deutschen Bevölkerung würde sich an dieses Verbot halten und nur die ohnehin unbelehrbaren (die ich leider in besagter Pyro-Blase vermute) würden Gesetze brechen, nur um ihrem fragwürdigen Hobby nachzugehen.
Und von mir aus: Feuer frei in den Kommentaren. Mal sehen wie viele davon ich freischalten kann.