Die Preise der Notdienstzentralen
Wenn man davon ausgeht, dass ein normaler Schlüsseldienst tagsüber damals etwa 40,- bis 60,- Euro für die Öffnung einer zugefallenen Tür verlangte, wird einem schnell klar, dass all diese Werbemaßnahmen zuzüglich Material und Personal mit solchen Kleckerpreisen nicht gedeckt werden konnten. Schließlich beschäftigte so ein Call Center einige Leute am Telefon plus den Angestellten für Abrechnungen, Buchhaltung, Reklamationen und Marketing. Daher war die Preisstruktur bei den Notdienstzentralen schon immer eine andere. Die Systeme unterschieden sich, doch am Ende kam immer in etwa der gleiche Preis raus
Die verschiedenen Preis-Systeme
Es gab Firmen, die fuhren mit Pauschalen. 69,- Euro für die Öffnung und dann noch 49,- Euro für die Anfahrt, plus oder inklusive Mehrwertsteuer. Das war nie ganz klar. Doch solche Preise sind eben zu transparent und der Anrufer erkennt schnell, dass die Öffnung eben doch über 100m- Euro kostet. Das sind im übrigen in etwa die Preise tagsüber. Da kommen dann gegebenenfalls noch Nachtzuschlag, Feiertagszuschlag und weiß der Geier was noch oben drauf.
Dann gab es noch die Preisstaffelung nach Zeitaufwand. Ein System, das der Anrufer eigentlich gar nicht durchschauen konnte. Selbst wenn man dem Kunden alles genau erklärte, kam der nie auf den Endpreis, den er dann tatsächlich bezahlen sollte.
Diese Preise setzten sich dann tagsüber etwa wie folgt zusammen:
39,- Euro Betriebskostenpauschale plus 19,- Euro je angefangene 15 Minuten der Gesamtarbeitszeit.
Jetzt kommt jeder Grundschüler natürlich schnell auf 60,- Euro. Doch der Haken ist die „Gesamtarbeitszeit“. Dazu zählt nämlich auch die Fahrtzeit. Und da die Monteure ja in der Regel 15 bis 30 Minuten zum Kunden fahren, dann etwa 10 Minuten vor Ort sind und die selbe Strecke nach Hause zurück fahren, sind das dann eben:
39 + 2*19 Anfahrt + 1*19 vor Ort + 2*19 Abfahrt
Summe: 134,- Euro
Damit hätte man nicht einmal gerechnet, wenn man das mit der Fahrtzeit kapiert hat. Man ging ja immer davon aus, dass der Schlüsseldienst um die Ecke sitzt.
Die Provisionen
Von diesem Geld blieb beim Monteur übrigens in der Regel nicht mehr als 50 %. Je nach Strecke bis zum Auftrag und ob der Auftrag direkt akquiriert wurde oder über eine der anderen Notdienstzentralen reinkam, die ja auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollten.
Das ist einer der Gründe, warum viele der Monteure dann auch dazu übergegangen sind, teuer zusätzlich noch Material zu verkaufen. Übrigens auch hier zu unversämten Preisen. Schließzylinder in Baumarktqualität wurden für ein paar Euro eingekauft und für 1,- Euro je Millimeter wieder verkauft. Die Standardlänge eines Schließzylindes ist um die 60 Millimeter.
Nach meiner Zeit muss es dann auch noch so weit gekommen sein, dass die Monteure nicht nur in Ausnahmefällen die Türen gewaltsam öffneten, sondern das zur Regel wurde. Ich habe in den Jahren 2016 bis 2019 regelmäßig von Rechnungen zwischen 600,- und 1000,- Euro gelesen. Das kann nur passieren, wenn die Tür gewaltsam geöffnet wird und dann Material viel zu teuer verbaut wird. Solche Rechnungen habe ich nur äußerst selten erlebt. Dafür zogen unsere Monteure notfalls dem Kunden das letzte Hemd aus. Einsätze auf Rechnung gab es nur bei Firmen oder für die Polizei.
Aber wie kann man sich jetzt vor diesen überzogenen Rechnungen schützen?
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