Wildtiere erholen sich schnell
Auch ein Klassiker. Dazu führt der BVPK mehrere Studien an, denen ich mich hier jeweils einzeln widmen werde. Die erste ist eine Studie aus dem Jahr 1998 über die Herzfrequenz von freifliegenden Gänsegeiern. Während die Schlussfolgerung, dass sich die Tiere rasch wieder beruhigten richtig ist, ist die Formulierung „nach Mitternacht“ in diesem Zusammenhang irreführend. Denn die Beruhigung steht immer stark in Zusammenhang mit der Dauer der Ursache und während zumindest meiner Erinnerung nach das Silvester-Feuerwerk in früheren Jahren deutlich kürzer war, dauert es heute doch in der Regel von etwa 22 Uhr bis 2 Uhr Morgens an. Die Formulierung „nach Mitternacht“ mag daher auf die Aufzeichnung aus 1998 angewendet werden, jedoch sicherlich keine Allgemeingültigkeit haben.
Zudem verschweigt der BVPK die Tatsache, dass die Herzfrequenz während eines Zeitraums von mehr als 45 Minuten (auch hier darf man nicht außer Acht lassen, dass die Dauer des Feuerwerks ein Faktor ist!) auf 170 Schäge pro Minute anstieg. Das entspricht der Herzfrequenz unter maximaler körperlicher Belastung. Ich möchte nicht wissen, was ein Mensch durchmacht, der 45 Minuten lang maximalen Puls hat.
Die zweite, gerne angeführte Studie ist aus dem Jahr 2013 und betrachtete die Auswirkungen von Feuerwerk auf ausgewählte Brutvögel (Seite 33 ff.). Auch hier wird ein Ergebnis richtig übernommen und zwar, dass sich einige der Vögel relativ schnell nach dem Feuerwerk am Ort des Geschehens einfanden. Jedoch werden auch hier einige Fakten aus gutem Grund verschwiegen. Zum Einen dauerte das Feuerwerk lediglich 12 Minuten, was kein Vergleich zu den vielen privaten Feuerwerken in der Silvesternacht ist. Zum Anderen unterschlägt der BVPK die direkten Auswirkungen des Feuerwerks. Dazu gehört die Tatsache, dass einige der Brutvögelarten ihren Nachwuchs ohne Rücksicht auf deren Überleben zurückgelassen haben. Ein Umstand, der bei längerer Dauer und in freier Wildbahn durchaus dazu führen kann, dass die Jungtiere zu Opfern von Raubtieren werden.
Auch unterschlagen wird, dass eines der Tiere erst nach über einer Woche an den Ort des Geschehens zurückkehrte. Auch wenn aus dieser Studie der Rückschluss gezogen wird, dass dieses (!) Feuerwerk keine nachhaltige Beeinträchtigung der beobachteten Wasservögel darstellte, so fand es doch im Sommer statt, so dass der Energievorrat der Tiere höher gewesen ist. Derartige Fluchtreaktionen im Winter wären eine deutlich höhere Bedrohung für die Tiere, da sie in dieser Jahreszeit auf Grund des geringeren Nahrungsmittelangebots viel besser mit ihrem Energievorrat haushalten müssen.
Interessant ist auch der Einsatz einer Studie, die Möglichkeiten betrachtet, um Tiere von einer speziellen Region wie beispielsweise einem Flugplatz fern zu halten. Auch wenn die Studie zu dem vom BVPK richtig wiedergegebenen Schluss kommt, dass eine dauerhafte Vertreibung von Tieren nur durch langfristigen Einsatz von beispielsweise Pyrotechnik möglich ist, so verschweigt sie aber die grundlegenden Fakten, die eigentlich sogar den Großteil der „Studie“ im Bereich Pyrotechnik ausmachen.
Die Studie legt nämlich klar dar, dass der Einsatz von Pyrotechnik nach mehreren Quellen klar als „Mittel zum Erschrecken von Vögeln“ anerkannt ist. Auch hier wird die Tatsache, dass sich Tiere auch wieder von einem Schreck erholen also über das eigentliche Leid der Tiere gestellt. Eine Argumentation, die sich mir nicht wirklich erschließt, denn eigentlich sollte es in einer zivilisierten Welt ja eher der Anspruch eines jeden sein, Tiere nicht zu erschrecken.
Ähnlich verhält es sich mit einer Studie, bei der mit Hilfe von Pyrotechnik versucht wurde, Fischreiher und andere Vögel von einer Fischzucht fern zu halten. Auch wenn die Tiere in der Studie nach einiger Zeit offensichtlich zurück kamen, wird am Ende der Studie der Einsatz von Pyrotechnik zu eben diesem Zweck klar empfohlen. Durch den Einsatz von Feuerwerk konnten nämlich, abhängig von der Gattung zwischen 73 und 91 % der Tiere von der Fischzucht ferngehalten werden.
Zudem zeigt eine aktuelle Studie des Max-Planck-Institut, dass das Silvester-Feuerwerk deutlich längere Auswirkungen hat als von der Feuerwerk-Blase behauptet.
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[…] Jedes Jahr zum Jahresende gönne ich mir den Spaß und treibe die Pyrofans in die Verzweiflung. Denn aus meiner Sicht ist es nicht notwendig, zum Jahresende das ohnehin knappe Geld zu nehmen, anzuzünden und in die Luft zu werfen. Aber abgesehen davon, dass es in meinen Augen einfach keinen Sinn macht, gibt es noch viele andere Gründe, warum privates Feuerwerk einfach nur Unsinn ist. Und nein, ihr könnt meine Meinung nicht ändern, also spart euch die Zeit und Energie. Und bevor ihr hier mit einem Argument kommt: Schaut lieber nach, ob ich es euch nicht gleich um die Ohren haue. […]